Dienstag, 3. November 2015

Patchwork

Patchwork von Uwe Rosenberg

Lookout: Patchwork
Ein Spiel für 2 Spieler

Die Spielidee:

Patchwork ist eine Textiltechnik, bei der Stoffreste zusammengenäht werden, um dadurch neue Textilien entstehen zu lassen. Während früher auf diese Weise Kleidungsstücke und Decken genäht wurden, um bestehende Stoffreste zu nutzen, ist Patchwork heutzutage eine Kunstform, bei der Designer aus den edelsten Stoffen Textilien entwerfen. Besonders Patchwork mit unregelmäßigen Stoffresten lässt richtige Kunstwerke entstehen und wird heute von vielen Textilkünstlern genutzt.

Aber eine schöne Decke entstehen zu lassen kostet Mühe und Zeit. Und die vorliegenden Flicken wollen einfach nicht zusammenpassen. Nur wer mit Bedacht seine Flicken auswählt und genug Knöpfe bereithält, kann den Wettstreit um die schönere Decke für sich entscheiden und vielleicht sogar die Decke ganz vollenden!

Meine Meinung zur Aufmachung:

Wer dachte, dass es dieses Mal um Bohnen oder Farmer gehen würde, liegt hier falsch. Es geht ums Nähen und zwar um das Nähen einer Patchworkdecke. Den meisten wird der Begriff geläufig sein, zum einen aus der Handarbeitskunst und zum anderen aus dem Bereich des Familienlebens. Und für die, die nichts mit dem Begriff anfangen können, sei auf die obige Spielidee hingewiesen.
Genug davon, schließlich soll es hier um die Aufmachung gehen. Patchwork kommt in der typischen Lookout-Schachtel für 2 Spielerspiele daher. Somit ist es super handlich und nimmt nicht allzu viel Platz im Spielregal ein. Das Cover selbst zeigt, wie sollte es auch anders sein, eine Patchworkdecke. Denn darum geht es in diesem Spiel schließlich auch. Wer näht seine Patchworkdecke am besten zusammen. Daher passt die Grafik optimal zur Thematik und ist zudem auf das wesentliche beschränkt.

Meine Meinung zum Spielmaterial:

Das Material von Patchwork ist gut, hat aber ein paar kleine Schwachstellen, die man optimieren könnte, aber dazu gleich mehr.
Insgesamt enthält das Spiel einen zentralen wendbaren Spielplan, 2 Ablagepläne (welche die späteren Decken werden sollen), eine neutrale Spielfigur, 2 Zeitsteine (je einen für jeden Spieler), 5 Lederflicken, 33 normale Stoffflicken, ein Sonderplättchen und 50 Pappknöpfe (in den Werten 1, 5, 10 und 20).
Patchwork: Aufbau
Wie gesagt, das Material ist von guter Qualität, liegt gut in der Hand und wird auch bestimmt in 10 Jahren bei guter Handhabung noch genauso top aussehen. Aber irgendwie wäre es cool gewesen, wenn man sich für echte Knöpfe entschieden hätte. Das hätte dem Spiel noch viel mehr Atmosphäre verliehen und wäre einfach noch schöner und passender. Zumal, wenn man mal an Agricola oder Caverna denkt, wo ja auch bis in kleinste Detail alles in tollen Holzfiguren vorhanden und dargestellt ist. Klar, das Material wird durch Pappknöpfe nich schlechter, aber mit richtigen Knöpfen wäre es halt noch besser. Daher habe ich aus der Knopfkiste meiner Urgroßmutter ein paar stibitzt ;)
Vielleicht habt ihr ja Zuhause auch noch ein paar alte Knöpfe herumfliegen, damit könnt ihr euer Spiel dann ebenfalls optisch etwas aufwerten.
Einen weiteren Kritikpunkt den ich habe ist folgender:
Die einzelnen Stoffflicken passen nicht immer gut ineinander. Daher hat man manchmal das Problem, dass man die Teile wieder schwer auseinander bekommt. Das ist natürlich etwas ärgerlich, da man so schnell die Teile schrotten kann, wenn man nicht richtig aufpasst. Aber wenn man es weiß, dann geht es natürlich. Sollte aber eigentlich nicht sein und naja...
Trotzdem ist das jetzt kein Grund, das Material schlecht zu reden. Die Teile sind stabil, aber halt an gewissen Punkten einfach zu eng bemessen.

Spielmechanik:

Da es sich bei Patchwork um ein kleines, feines 2 Personenspiel handelt, sind der Aufbau und die Mechanik relativ fix erklärt. Denn insgesamt hat jeder Spieler nur 2 Aktionsmöglichkeiten. Aber kommen wir erst einmal zu den Spielvorbereitungen, damit alles seine Ordnung hat.

Spielvorbereitung:

Jeder sucht sich eine Spielablage aus. Diese Pläne haben eine Innenfläche von 18 x 18cm. Dieser Bereich stellt später euer ganz persönliches Spielfeld dar.
In der Mitte des Tisches legt ihr den zentralen Spielplan bereit. Welche Seite ihr verwendet ist dabei egal, da die beiden Seiten nur von der Grafik her unterschiedlich sind. Auf den zentralen Spielplan werden die Lederflicken verteilt. Wo sie hinkommen entnehmt ihr der Grafik.
Danach werden die 33 normalen Flicken gemischt und um den zentralen Spielplan ausgelegt, sodass ein Kreis entsteht.
Die neutrale Spielfigur wird links vom kleinsten Flicken platziert. Das ist der Flicken, der nur zwei Felder einnehmen kann, eine Zeiteinheit und zwei Knöpfe kostet. Anschließend erhält jeder Spieler noch 5 Knöpfe als Startkapital und der Startspieler wird ausgewählt.
Die beiden Spielersteine werden auf das Startfeld gesetzt. Dabei ist zu beachten, dass der Stein des Startspielers auf den des anderen platziert wird.
So, das wär's! Es kann also endlich losgehen :)

Spielverlauf:

Nun kommen wir also endlich zum Rundenablauf. Wie bereits erwähnt, gibt es insgesamt nur 2 Aktionsmöglichkeiten.
Folgende Möglichkeiten habt ihr:
  1. Vorrücken und Knöpfe erhalten
  2. Flicken nehmen und einfügen
Was genau das jetzt zu bedeuten hat, erklär ich euch natürlich gerne.
Zunächst solltet ihr wissen, dass immer der Spieler am Zug ist, dessen Holzmarker weiter hinten auf der Zeitleiste liegt. Es kann vorkommen, dass ein Spieler öfters hintereinander an der Reihe ist. Dies hat etwas mit der Aktionsmöglichkeit 2 zu tun.

Flicken nehmen und einfügen:
Wie ihr ja wisst, habt ihr um den zentralen Spielplan herum eine ganze Menge an Flicken ausliegen. Diese wollt ihr natürlich zu einer Decke verarbeiten. Aber wie kommt ihr jetzt an dieses Material? Ganz einfach! Ihr zahlt sowohl die Knopf- als auch die Zeitkosten dafür. Mit Ausnahme eines Flickens verlangt jeder eine gewisse Anzahl an Knöpfen und Zeit. Wie ihr die Knöpfe bezahlt, ist relativ logisch. Ihr gebt die Anzahl an Knöpfen aus eurem privaten Vorrat an den allgemeinen Vorrat ab. Die Zeit hingegen müsst ihr mit eurem Holzmarker bezahlen. Dafür geht ihr die entsprechende Zeit jeweils nach vorne. 
Beispiel: Ein Teil kostet 5 Knöpfe und 3 Zeiteinheiten. Dann nehmt ihr 5 Knöpfe aus eurem Vorrat und legt sie in dem allgemeinen Vorrat ab. Für die 3 Zeiteinheiten geht ihr 3 Felder auf dem zentralen Spielplan vorwärts.
Das war's! Na, nicht ganz... ich habe euch noch ein paar Details verschwiegen. Ihr müsst nämlich noch ein paar Dinge mehr beachten.
  1. Ihr könnt nur von dem neutralen Spielstein aus die Flicken nehmen. Das heißt, dass der Spielstein sich immer zwischen zwei Flicken befindet. Ihr zählt dann von dem Stein aus 3 Positionen nach links ab. Dabei werdet ihr über drei Flicken stolpern. Nur diese 3 Flicken stehen euch jetzt zum Kauf zur Verfügung. Somit habt ihr immer nur eine begrenzte Auswahl an Flicken bei der Nutzung dieser Aktion.
  2. Wenn ihr einen Flicken gewählt habt, kommt der neutrale Spielstein auf die Position des Flicken. Beim nächsten Einkauf muss man also von dieser Position aus weiter zählen.
Wenn ihr euch einen Flicken aussucht, müsst ihr ihn sofort eurer Decke hinzufügen. Ihr könnt ihn also nicht erst irgendwo zwischenlagern, sondern müsst ihn sofort verarbeiten. Ihr dürft natürlich nicht über euer Spielfeld hinausbauen und auch nicht bereits ausgelegte Flicken überdecken.

So, jetzt nochmal zu der Besonderheit mit dem "öfters am Zug sein". Dadurch, dass ihr die Flicken mit Zeiteinheiten bezahlt, kann es sein, dass ihr weniger Schritte braucht, als euer Gegenspieler von euch entfernt ist. Ihr seid so lange am Zug, bis ihr ihn einmal überschritten habt. Sollte es passieren, dass ihr genau auf seinem Feld landen würdet, wird euer Holzstein auf seinen gesetzt und ihr seid nochmals dran. Dies wäre vorerst euer letzter Zug, da ihr hiernach auf jeden Fall mit eurem Stein an dem gegnerischen vorbeiziehen werdet. Nun müsst ihr warten, bis euer Gegner wieder an euch vorbeizieht.

Vorrücken und Knöpfe erhalten:
Solltet ihr mal nicht genügend Knöpfe haben oder könnt ihr mit den drei zur Auswahl stehenden Flicken nichts anfangen, dann zieht ihr einfach euren Spielstein so weit, bis ihr ein Feld hinter eurem Gegner steht (nach der Aktion ist definitiv euer Gegner an der Reihe).
Für jedes Feld das ihr dabei passiert, erhaltet ihr einen Knopf.
Das wäre bzgl. dieser Aktion auch schon alles.

Besonderheiten:

  • Lederflicken: Immer wenn ihr mit eurem Zeitstein ein Feld vollständig passiert habt, zwischen dem ein Lederflicken ausliegt, nehmt ihr ihn auf und fügt ihn eurer Decke hinzu.
  • Knopfwertung: Auf dem zentralen Spielplan sind Knopfsymbole abgedruckt. Überschreitet ihr ein solches Feld, kommt es für euch zu einer Knopfwertung. Das heißt, dass der jeweilige Spieler so viele Knöpfe bekommt, wie seine verarbeiteten Flicken zeigen. Wichtig! Hierbei sind nicht die Knopfkosten der Flicken gemeint, sondern die auf dem Flicken extra abgedruckten Knöpfe (nicht jeder Flicken hat so etwas).
  • Sonderplättchen: Der erste Spieler, der ein vollständig bedecktes 7x7 Quadrat auf seiner Decke vorweisen kann, erhält das Sonderplättchen. Dieses Plättchen ist für das Spielende relevant, da es 7 Knöpfe wert ist. Dieses Plättchen wird beim Erhalt nicht verarbeitet, sondern neben den eigenen Plan gelegt.
Das Spiel endet, sobald beide Spieler mit ihrem Zeitstein das Ende der Leiste erreicht haben. Danach zählt jeder seine freien Deckenfelder und multipliziert die Anzahl mit dem Faktor 2. Das Ergebnis muss man in Knöpfen an den allgemeinen Vorrat abzahlen. Gewonnen hat der Spieler, der am Ende die meisten Knöpfe übrig hat. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der zuerst das Ziel erreicht hat (ihr seht also, dass es nur indirekt darum geht, wer die meisten Felder bedeckt und so die schönste Decke zusammen gebastelt hat).

Meine Meinung zum Spiel:

Patchwork ist ein wirklich tolles 2 Personenspiel. Da es für genau 2 Spieler konzipiert wurde, ist es auch sehr ausgewogen. Durch das Prinzip mit den Flicken wird man leicht an Tetris erinnert. Allerdings haben nur die Flicken einen Hauch von Tetris. Die Mechanik ist eine andere, da ja nicht von oben irgendwelche Blöcke herabgleiten. Vielmehr hat Patchwork etwas von einem richtig schönen Knobelspiel. Denn man muss darauf achten, wie und wo man seine neu erworbenen Teile platziert. Man muss vorausschauend agieren, da man sich sehr schnell verkalkulieren kann. Es ist schon oft vorgekommen, dass Deckenbereiche einfach leer bleiben mussten, weil man einfach kein passendes Teil mehr fand. Daher sollte man sich eine gute Taktik überlegen und auch seinen Gegner stets im Auge behalten. Denn es ist wichtig zu schauen, was der nächste Zug des Gegners sein könnte. Schnell kann sich der neutrale Stein nämlich an einem Ort befinden, an dem man ihn so gar nicht haben will.
Aufgrund dieser ganzen Gegebenheiten ist Patchwork für mich ein äußerst gelungenes 2 Spielerspiel, welches reich an Taktik, Knobelei und auch einer Prise Glück ist. Neben "Tod dem Tyrannen!", "Backgammon", "Kamisado" und "Android Netrunner" ist es eines meiner liebsten 2 Spielerspiele geworden. Ach ja, trotz der Thematik ist dieses Spiel nicht nur etwas für Frauen :P
Was ich auch noch kurz anmerken möchte, ist der Faktor, dass hierbei auch das räumliche Denken gefördert wird. Von daher ist es meiner Meinung nach auch etwas für Kinder im höheren Grundschulalter.

Patchwork - Endlich bekommt man vom Nähen mal keine blutigen Finger






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